Sieben

Dieser Blog hier dokumentiert meinen dritten Anlauf, mich dem Thema „Cocktails“ zu anzunähern.

Erstmals wurde mein Interesse im Jahr 2007 geweckt. Ich war auf einem Cocktailabend bei Verwandten und Freunden eingeladen. Jeder hat etwas aus seinem Barfach von zuhause mitgebracht und wir haben einen Abend lang versucht, daraus Cocktails zu mixen (nein: es war keine „Resteverwertung“, sondern ein ernsthafter Versuch, streng nach Rezept und so). Ich war fasziniert von den schier unendlichen Möglichkeiten mit exotischen Zutaten zu experimentieren und von der ansprechenden Präsentation der Ergebnisse. Gleich am nächsten Tag habe ich mir dann hoch motiviert ein Buch gekauft mit dem schnöden, nichtsdestoweniger sprechenden Titel „1001 Cocktails“. Für 9,95 Euro ein echtes Schnäppchen, bedeutete es doch, dass ich pro Rezept rein rechnerisch noch nicht einmal einen Cent bezahlen musste. Allerdings war diese Herangehensweise alles andere als didaktisch sinnvoll: Als Einsteiger mit 1000 Rezepten konfrontiert zu werden bedeutet als Einsteiger mit 1000 Rezepten überfordert zu sein: Was ist der Unterschied zwischen Curaçao, Triple Sec und Cointreau, was zwischen Cachaça, Pitú und Bacardi? Wo bekomme ich Falernum, Orgeat und Passionsfruchtsirup her? Wie presse ich eine Ananas oder Kokosnuss aus? Dass der Schwerpunkt meiner ersten Gehversuche ausgerechnet in den Kategorien Fancy Drinks und Tiki Drinks angesiedelt war, also bei Cocktails, die sich durch ihre ausgefallenen Zutaten, ihre aufwendige Zubereitungsart und ihre optische Extravaganz auszeichnen, war der Sache nicht gerade förderlich, der Frust vorprogrammiert.

Vierzehn

Den zweiten Anlauf habe ich 2014 unternommen. Beruflich hat es mich zwischenzeitlich nach Frankfurt verschlagen, wo ich mit Kollegen nach der Arbeit mehr oder minder ausgedehnte Streifzüge durch die dortige Barszene unternommen habe. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals war es mir ferner möglich, regelmäßig im Duty Free Shop am Flughafen einzukaufen – was bedeutete: Viel Alkohol für wenig Geld. Das Ende vom Lied: Die Hausbar war zwar bis zum Anschlag gefüllt, aber ich hatte keine Ahnung, was ich mit den unterschiedlichen Zutaten anstellen soll (oder: kann). Von jeder Basisspirituose fünf verschiedene Sorten im Schrank stehen zu haben, ist zwar beruhigend – aber was zur Hölle mixt man sich daraus (ohne Modifier, Filler, etc.)?

Einundzwanzig

Warum erzähle ich das alles und was ist eigentlich Gegenstand dieses Artikels?

Nun, meine zwei Hauptprobleme waren:

  1. Früher wollte ich bestimmte Cocktails mixen, hatte aber nie die passenden Zutaten parat.
  2. Später hatte ich zwar viele Zutaten zur Hand, aber keine Idee, was ich damit anstellen soll.

Wieder sieben Jahre später: Das Cocktailfieber hat mich erneut gepackt. Auf YouTube habe ich einige Kanäle abonniert und schaue mir unzählige Videos an. Drei Dinge fallen mir dabei nach kurzer Zeit auf:

  1. Viele Cocktails bestehen lediglich aus zwei bis drei Zutaten.
  2. Auf Grundlage einer Spirituose („Basisspirituose“) lassen sich bereits viele unterschiedliche Drinks mixen.
  3. Regelmäßig werden andere Zutaten verwendet als im Rezept angegeben.

Daraus schlussfolgere ich, dass man auch mit wenigen Zutaten viel erreichen kann. Bleibt aber immer noch die Frage: Wo anfangen? Jedes Mal 1000 Rezepte durchforsten, um herauszufinden, wie man die Reste im Barfach gewinnbringend verwenden kann? Ein äußerst zeitaufwendiges Unterfangen. Das müsste doch irgendwie schneller und einfacher gehen. „Warum hat eigentlich noch niemand eine App dafür gebastelt?“, denke ich mir – und muss mich nach kurzer Suche im Play Store gleich eines besseren belehren lassen: Tatsächlich haben sich nämlich schon einige Entwickler an dieser Problemstellung versucht!

My Bar App

Wenn ich auf der Suche nach einer App für einen bestimmten Einsatzzweck bin, läuft das normalerweise so ab: Ich vergleiche mehrere Apps schon im Play Store miteinander (z. B. anhand der Features, Screenshots, Release Notes und Bewertungen), lade zwei, drei Kandidaten, die in Frage kommen, herunter, probiere sie aus und entscheide mich dann bewusst für eine bestimmte App und gegen alle anderen. Bei „My Bar“ war das nicht so – um ehrlich zu sein, habe ich mir bei der Auswahl nicht besonders viel Mühe gegeben: Dafür entschieden habe ich mich, weil sie relativ weit oben in der Trefferliste aufgetaucht ist, dabei geblieben bin ich, weil ich mich sofort heimisch gefühlt habe. Kurz nach dem ersten Starten war mir sofort klar, dass die App genau die Features bietet, die ich mir wünsche. Nicht mehr und auch nicht weniger (für mich ein echter Glücksgriff, denn ich empfinde „zu viel Funktionalität“ bei einer App genauso störend wie „zu wenig Funktionalität“). Daher habe ich auch umgehend ein paar Euro für die Pro-Version springen lassen.

Nachfolgend will ich dir kurz die wichtigsten Features erklären: Es gibt zunächst einmal zwei zentrale Funktionsbereiche, nämlich die „Bartheke“ und die „Cocktails“. Im Bereich „Bartheke“ stehen die Zutaten im Mittelpunkt – du kannst deinen Barbestand eingeben und dir dann von der App berechnen lassen, welche Cocktails du damit mixen kannst. Der Bereich „Cocktails“ stellt dagegen die klassische Rezeptsammlung dar. Ist deine „Bartheke“ gepflegt, siehst du hier sehr schnell, ob du alle Zutaten für den Cocktail deiner Wahl vollständig beisammen hast oder ob und welche Zutaten dir noch fehlen (diese kannst du dann auf die Einkaufsliste setzen). Die App bringt eine umfangreiche Sammlung an Zutaten (ca. 160) und Cocktailrezepten (ca. 300) mit. Solltest du jedoch einmal etwas vermissen, kannst du auch jederzeit ganz einfach eigene Datensätze erstellen und/oder ändern. Die Benutzeroberfläche ist auf deutsch verfügbar, die Qualität der Übersetzung ist sehr gut.

Meine Bartheke

Die Bartheke ist der erste Anlaufpunkt, sobald du die App öffnest. Hier werden in Listenform sämtliche Zutaten aufgeführt, die sich in deinem Bestand befinden. Über die Maske „Bartheke verwalten“ kannst du Einträge zu dieser Liste hinzufügen oder Einträge von dieser Liste löschen. Falls du eine Zutat in der Datenbank vermissen solltest, kannst du auch eigene Datensätze erstellen. Wenn du für deinen Lieblingscocktail also tatsächlich „Die Tränen Gottes“ benötigst, dann kannst du das jederzeit angeben. Dazu später mehr.

MyBarApp - Meine Bartheke
MyBarApp - Bartheke verwalten

Bartheke verwalten

In diesem Bereich kannst du deinen virtuellen Barbestand pflegen. Gib alle Spirituosen und sonstige Zutaten (z. B. Eis, Limetten, Zucker, …) an, die dir auch im echten Leben zur Verfügung stehen. Dies geschieht schnell und komfortabel über eine Checkbox. Wenn du dich nicht durch die sehr umfangreiche Liste scrollen möchtest, kannst du über das Suchfeld auch gezielt nach Zutaten suchen und das Häkchen entweder direkt in der Trefferliste oder in der Detailansicht setzen.

Einkaufsliste

Du kannst Zutaten mit wenigen Klicks auf die Einkaufsliste setzen. So ist sichergestellt, dass du bei der nächsten Runde durch den Getränkemarkt nichts vergisst.

MyBarApp - Einkaufsliste
MyBarApp - Detailansicht Zutat

Detailansicht Zutat

Klicke in einer beliebigen Liste auf einen Eintrag, um die Detailseite für die entsprechende Zutat aufzurufen. Dort findest du eine kurze Beschreibung der Zutat sowie eine Liste der Cocktails, in denen sie verwendet wird. Außerdem hast du auf dieser Bildschirmmaske die Möglichkeit, den Eintrag zu bearbeiten, die Zutat in deine Bartheke mit aufzunehmen oder zu entfernen sowie die Zutat auf deine Einkaufsliste zu setzen.

Zutat ändern oder hinzufügen

Die Datenbank der App enthält ca. 160 Zutaten. Du kannst jede einzelne davon bearbeiten oder aber deine eigenen Zutaten hinzufügen. Diese kannst du dann später in den Cocktailrezepten verwenden.

MyBarApp - Zutat ändern oder hinzufügen
MyBarApp - Meine Cocktails

Meine Cocktails

Auf dieser Maske sind sämtliche Cocktails aufgelistet, welche in der Datenbank der App vorhanden sind (auch die, die du selbst eingegeben hast). In dieser langen Liste ist die Sortierreihenfolge von besonderer Bedeutung:

  • Ganz oben stehen die Cocktails, die du sofort zubereiten kannst, weil sich alle Zutaten in deiner „Bartheke“ befinden. Die Einträge sind alphabetisch sortiert und blau hinterlegt und mit einem Häkchen gekennzeichnet.
  • Danach folgen die Cocktails, die du aktuell nicht zubereiten kannst, weil dir Zutaten fehlen, wobei diese fehlenden Zutaten aber schon auf deiner Einkaufsliste stehen. Diese Einträge sind mit einem Einkaufswagensymbol gekennzeichnet.
  • Am Ende der Liste stehen die Cocktails, die du nicht zubereiten kannst, weil dir Zutaten fehlen und diese noch nicht auf deiner Einkaufsliste stehen. Je mehr Zutaten fehlen, desto weiter unten stehen die Rezepte in der Liste.

Alle Cocktails

Auch hier handelt es sich um eine lange Liste aller in der Datenbank gespeicherten Cocktails. Die Darstellung unterscheidet sich lediglich in der Sortierreihenfolge – hier nämlich alphabetisch. Die Bedeutung der Farben und Symbole der Listeneinträge ist die selbe wie auf der Maske „Meine Cocktails“.

MyBarApp - Alle Cocktails
MyBarApp - Favoriten

Favoriten

Du kannst Cocktails, die dir besonders gut geschmeckt haben, als Favorit markieren. Damit kannst du sie dann zukünftig über diese Liste schneller finden. Favoriten werden auf dieser und anderen Masken durch ein Stern-Symbol gekennzeichnet.

Detailansicht Rezept

Klicke in einer beliebigen Liste auf einen Eintrag, um die Detailseite für das entsprechende Rezept aufzurufen. Dort findest du eine kurze Beschreibung des Cocktails, die einzelnen Zubereitungsschritte sowie eine Liste aller benötigten Zutaten nebst Mengenangaben für diesen Cocktail. Außerdem hast du auf dieser Bildschirmmaske die Möglichkeit, den Eintrag zu bearbeiten und den Cocktail als Favorit zu markieren (oder ihn wieder aus deinen Favoriten zu entfernen).

MyBarApp - Detailansicht Rezept
MyBarApp - Cocktail ändern oder hinzufügen

Cocktailrezept ändern oder hinzufügen

Die Datenbank der App enthält ca. 300 Cocktailrezepte. Du kannst jedes einzelne davon bearbeiten oder aber deine eigenen Rezepte erstellen. Nützlich ist dabei Möglichkeit, alternative Zutaten anzugeben, beispielsweise für einen Orangenlikör: Curaçao, Triple Sec, Cointreau und Grand Marnier. So lange auch nur eine Alternative in deiner „Bartheke“ verfügbar ist, zeigt dir die App den Cocktail als „machbar“ an.

Einstellungen

Der Vollständigkeit halber zeige ich dir noch den Einstellungsdialog. Zwei Optionen möchte ich hier besonders hervorheben:

  • Ist die Option „Garnierung ignorieren“ aktiviert, dann zeigt dir die App einen Cocktail bereits als „machbar“ an, auch wenn dir Zutaten für die Dekoration fehlen.
  • Wenn die Option „Metrisches System benutzen“ aktiviert ist, erfolgt die Mengenangabe in Millilitern (ml), ansonsten in US-amerikanischen Flüssigunzen (oz).
MyBarApp - Einstellungen

Fazit

Die App ist eine ungeheure Hilfe, wenn es um die Auswahl passender Cocktails geht. Das Durchblättern und Heraussuchen von Rezepten geht im Vergleich zu klassischen Rezeptbüchern einfach unendlich viel schneller vonstatten. Außerdem bleibt einem sowohl bei der Suche als auch beim Mixen viel Frust erspart, wenn von vorneherein klar ist, dass alle benötigten Zutaten zur Verfügung stehen (Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die „Bartheke“ gepflegt ist). Durch die Verlinkungen zwischen Rezepten und Zutaten fällt auch das Stöbern leicht und macht Spaß. Für mich hat sich die Installation und Investition gelohnt.