Was dahinter steckt

Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum?

Before I blow this verse, let’s explain the name first
Ambassador, cause fame ain’t a game no more
I’ll be the senior representative who came from abroad
My wanderlust inherited from MA to Stuttgart

Es ist der erste Cocktail mit Tequila, den ich hier auf dem Blog vorstelle. Demnach müsste an dieser Stelle jetzt ein Exkurs über den berühmten Agavenbrand aus Mexiko folgen: Eine Hommage an die Blaue Weber-Agave, ein Verweis auf Handwerk und Tradition – und ein bisschen erhobener Zeigefinger wegen ökologischen Bedenken ob der Monokultur und des Raubbaus und so…

Das alles hebe ich mir aber für ein anderes Mal auf, höchstwahrscheinlich für einen Artikel über die Margarita.

Ich bin an diesem Beitrag schon mehrfach gescheitert, weil mich die Konzentration nach ein paar Zeilen verlässt und die Musik in meinem Kopf einsetzt. Auch jetzt wieder. Der Begriff „Ambassador“ (cause fame ain’t a game no more… 🎵) triggert mich.

Freundeskreis. Jahrtausendwende. Coming of age.

Das hat so gar nichts mit Tequila und Orangensaft zu tun – zumindest in meiner Biographie nicht – und daher versuche ich gar nicht erst, die Brücke zu schlagen.

À la douane on m’dit où est le coke ou l’crackMon chaier d’rime c’est la seule dope dans l’sacEn sortant d’l’aéroport j’saute pas dans une Bentley crèmeMais dans une Benz black juste c’que un gentlemen aime

Ein französischer Gastbeitrag in der zweiten Strophe – verstand ich damals nicht (da in der Mittelstufe Altgriechisch anstatt Französisch gewählt), verstehe ich heute auch nicht. Trotzdem ein Brett, was Stress da abliefert.

Tabula Rasa Pt. 2, veröffentlicht 1999. Das Jahr, in dem Jim einen Apfelkuchen und Napster die Musikindustrie gefickt hat.

Baggies. ICQ. Fila.

Bleib‘ lieber ehrlich, denn egal wie populär man istKomm‘ irgendwann Affären ans Licht dann heißt das dein KarriereknickErleidest Schiffbruch unter dem zürnenden PoseidonDein‘ Weg zeichnen mehr Bitchmoves als den der Dirnen von Saigon

Den Text fand ich damals schon so unfassbar dicht, habe jeden zweiten Begriff gegoogelt recherchiert (mit Altavista, Lycos oder Fireball), die Bedeutung, Hintergründe und Tragweite nachgelesen. Wer war James Bird? Wo liegt Badme? Was ist mit Flug 103 passiert – und warum?

Freundeskreis macht Zeitgeschichte in Reimform.

Wie er gemacht wird

Zutaten, Zubereitung und Zierrat.

Den Ambassador habe ich nicht auf den üblichen YouTube-Kanälen, sondern in einer Handy-App entdeckt. Tatsächlich findet man auf YouTube überraschend wenig brauchbares Material. Entweder stammt der Orangensaft aus dem Tetra Pak oder es wird viel zu viel Zucker verwendet. Im am besten produzierten Video wird der Cocktail leider im falschen Glas (und mit falscher Kirsche) serviert und diesem Kollegen hier ist einfach gar nicht mehr zu helfen.

Witziger- und interessanterweise findet man im inhaltlich besten Video ebenfalls eine Referenz auf die „My Bar“-App.

Die Zubereitung ist rustikaler Natur: Gebaut wird der Shortdrink direkt im Glas und verrührt werden die Zutaten der Einfachheit halber mit dem Strohhalm. Im Vergleich zum ursprünglichen Rezept aus der App ist die Menge an Tequila und Orangensaft leicht erhöht. Ich verwende am liebsten frische Blutorangen (leider nur saisonal verfügbar) oder „Saftorangen“ (als länger verfügbare Alternative), da diese für meinen Geschmack weniger bitter sind; daher benötige ich auch nur wenig Zuckersirup zum Ausbalancieren.

Zutaten

  • 45 ml Tequila Blanco
  • 60 ml frisch gepresster Orangensaft
  • 15 ml Zuckersirup

Zubereitung

Alle Zutaten in einen Tumbler geben und mit einem großen Block Eis kalt rühren.

Dekoration

Eine Orangenscheibe im Glas.

Zutaten

  • 30 ml Tequila Silver
  • 50 ml Orangensaft
  • 15 ml Zuckersirup

Zubereitung

Eis in Tumbler geben. Tequila, Orangensaft und Zuckersirup darüber gießen. Gut verrühren.

Dekoration

Orangenschale.

Wie er aussieht

Wen das Auge nicht überzeugen kann, überredet auch der Mund nicht.

Für mich ist der Drink – auch wenn ich gerne von allem etwas mehr im Glas habe – ein Shortdrink und gehört daher in einen Tumbler.

Der Farbton hängt natürlich von den verwendeten Orangen ab. Obwohl das abgelichtete Exemplar im Januar – und damit in der Blutorangen-Saison – gemischt wurde, kamen hier „normale“ (Saft-) Orangen zum Einsatz. Andernfalls würde der Cocktail wohl aussehen wie ein Garibaldi.

Wie er schmeckt

De gustibus non est disputandum: Vorurteile, erster Eindruck, Tasting Notes und zweiter Eindruck.

Der Drink ist für mich ein typischer Sommerdrink: fruchtig durch die Orange und frisch durch den ungereiften Tequila, eiskalt serviert.

Da der Cocktail im Wesentlichen aus nur zwei Zutaten besteht, kann man dabei eigentlich nicht viel falsch machen.

Aber man kann!

Grundsätzlich geht natürlich nichts über frische Zutaten, in diesem Fall: frischgepressten Saft. Gerade wenn es sich um keine ausgefallenen, sondern um regelmäßig verfügbare Früchte wie Orangen handelt, sollte man von Fertigprodukten absehen. Darüber hinaus halte ich mich mit dem Zuckersirup zurück, lasse ihn auch häufig ganz weg. Zuviel davon konterkariert entweder den Geschmack vom frischgepressten Orangensaft (dann hätte man ja auch gleich den fertigen und in der Regel vorgesüßten aus dem Karton nehmen können) oder lässt etwas „feineren“ Tequilas keinen Raum, sich zu entfalten.

Auch wenn es sich um zwei komplett unterschiedliche Cocktails handelt, muss ich hier noch einmal auf den Garibaldi verweisen: Charakteristisch für diesen ist die fluffige Konsistenz, die durch unterschiedliche Techniken bei der Zubereitung erreicht werden kann. Dagegen kommt der Ambassador deutlich wässrig daher – wenig Textur, dünnflüssig, wie Capri-Sonne. Dieses Mundgefühl ist manchmal stärker und manchmal schwächer ausgeprägt. Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt weder herausfinden können, woran das liegt, noch für mich abschließend klären können, wie sehr mich das stört. Jedenfalls hat es mich bislang nicht davon abgehalten, den Ambassador immer wieder zu mischen.